Freitag, 7. Oktober 2011
Heimat
Am Anfang rechnete ich die Zeit bis zum Abflug noch in Jahren. Danach kam eine lange Zeit der Monate. Seit Oktober sind es nun nur noch Wochen, bald werden es Tage und Stunden sein. Die wichtigsten organisatorischen Sachen sind erledigt. Ich hab nen Pass, ein paar abgefahrene Englisch Vokabeln und genügend Geld, um für ein paar Monate nen gutes Leben führen zu können.Dabei war gerade das letzte halbe Jahr eine Goldene Zeit für uns in Cottbus. Wie oft ertappte ich mich, die pöbelnde, alkoholisierte Omi aus der Sprem umarmen zu wollen, oder dachte darüber nach, dass in so einer Cottbuser Bauchtasche nicht nur ein Portemonnaie, sondern auch ein Schlüsselbund und ein paar Gummibären reinpassen und wie furchtbar praktisch das alles ist. Natürlich schwang in allen Begegnungen eine leichte Melancholie mit. Komisch, dass ich Cottbus erst in dieser Zeit zu schätzen gelernt habe. Zu sehen, dass jeder seinen Weg geht und es nicht selbstverständlich sein wird sich zu sehen, ist gewöhnungsbedürftig. Aber in einem fremden Land zu leben, die ultimative Freiheit zu genießen, die beeindruckenste Natur zu sehen, viele neue Leute kennen zu lernen, Einheimischen die grüne Färbung eines Pfeffis auf Englisch zu beschreiben und mit einem Rucksack und drei Schlübba durch die Welt zu reisen, daran muss man sich ja auch erst gewöhnen. Viele Sachen sind unsicher. Wo duschen wir? Duschen wir? Gibt es eklige Krabbelinsekten? Alle meine Sorgen wären vergessen, wenn ich wüsste, dass es in Auckland einen XXL Super Alibaba Döner wie in Cottbus geben würde. Für 3.00 Euro richtig fressen. Die Soße muss an den Mundwinkeln kleben, mindesten die Hälfte des Inhaltes muss auf den gesamten Tisch, welcher eigenartig klebrig ist, brach liegen. Dinge verändern sich. Am Anfang bestellte ich immer ohne Rotkraut und mit Kräutersoße. Heute gehört für mich das Rotkraut zum Döner dazu. Die Umstände bewegen sich und wir müssen mit. Ich hoffe sich in fremde und neue Situationen zu begeben zeigt uns, dass wir überall satt werden, es kann nicht immer einen Apfeltee dazugeben, wie in Cottbus.
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Into the Wild 2.0 ?
AntwortenLöschen...und ausgerechnet während der Rugby WM in Auckland. Neid!